Das zweite Kapitel: Eine unglaublich liebevolle Bereitschaftspflegefamilie

Die zweiten 8 Wochen im Leben von Malu & wieso wir ihr einen so besonderen Zweitnamen geben mussten.

Ina & Andy

6/17/20257 min read

Liebe Freunde und Familie,

endlich - wir haben wieder etwas Zeit gefunden, die Geschichte von Malu weiterzuerzählen - das zweite Kapitel sozusagen. Nachdem wir euch im letzten Beitrag von Malus bewegten Start ins Leben in ihren ersten zwei Monaten erzählt haben und ihren bedeutungsvollen Rufnamen "Malu" erklärt haben, schauen wir heute auf ihren dritten und vierten Lebensmonat zurück.

Es geht um den wunderschönen Zweitnamen, den sie bekommt und die Menschen, die Malu in den ersten, entscheidenden Monaten ihres Lebens so viel Liebe und Geborgenheit geschenkt haben: Ihre Bereitschaftspflegefamilie mit Irene, Josef und Saskia.

Doch beginnen wir auch hier am Anfang: Wer unsere kleine Malu schon einmal im Sonnenlicht gesehen hat, weiß, wie sie dann strahlt – als würde sie von innen leuchten, wie ein Bernstein.

Genau das ist auch Bereitschaftspflegemama Irene aufgefallen. Sie hätte Malu deshalb am liebsten den Nachnamen „Bernstein“ für das Adoptionspflegejahr gegeben (ihr erinnert euch - das Kind braucht für diese Zeit einen Pseudo-Nachnamen) – was aus bürokratischen Gründen leider nicht möglich war, wie wir ebenfalls schon im letzten Artikel kurz erwähnt haben.

Doch in unseren Herzen blieb dieser Gedanke. Was zunächst nur eine liebevolle Idee von Irene für das Adoptionspflegejahr gewesen wäre, ließ uns nicht mehr los. Der Name “Bernstein” – so passend, so symbolisch. Und auch wenn er nicht als Nachname erlaubt war, sollte er doch Teil von Malus Leben werden: Als Zweitname. Für immer.

Amber

Dass “Amber” im Englischen “Bernstein” bedeutet, war uns bis zur Recherche nicht einmal bewusst. (Übrigens ein weiterer seltener Fall, bei dem wir beide einen Namen auf Anhieb super fanden.)

“Sie funkelt wie ein Bernstein.”

Der Name Amber trägt nicht nur die warme, goldene Farbe des Bernsteins in sich, sondern ist, zu unserem eigenen Erstaunen, noch viel vielschichtiger und bedeutungsvoller! In vielen Kulturen wird Amber mit dem Himmel, mit Wolken und dem lieblichen Duft von Rosen in Verbindung gebracht. Aber das ist noch längst nicht alles! Amber steht u.a. für:

  • Sonnenschein, Lebensfreude & positive Energie 😊🍀☀️

  • Schutz & Heilung🛡️❤️‍🩹

Kann ein Name noch perfekter passen? Wir waren schlichtweg begeistert, wie viele wundervolle Bedeutungen in diesem Namen stecken und wie gut sie zu unserer Malu passen – und all dem, was wir uns für sie wünschen!

Malus Zweitname Amber soll eine Überraschung für Irene, Josef und Saskia werden, die wir Ihnen in Form eines (Foto-) Albums überreichen möchten.

Amber – ein strahlender Teil ihres Namens

Malu Amber Emilia – ein Name, der ihre Geschichte erzählt

Wie bereits erwähnt, bleibt Malus ursprünglicher Name, Emilia, ebenfalls erhalten. Er wurde ihr von ihrer leiblichen Mutter gegeben und ist somit ein wichtiger Teil ihrer Geschichte. Mit ihrem vollen Namen Malu Amber Emilia wollen wir die einzigartige Geschichte unserer Tochter würdigen:

  • Malu, ihr Rufname von uns, ihren Eltern, steht für Schutz, Geborgenheit und innere Stärke. Er soll sie wie ein schützender Schatten auf all ihren Wegen begleiten (wie wir im letzten Beitrag bereits ausführlich erzählt haben 🥰).

  • Amber, ihr Zweitname, soll sie auch später immer an die Bereitschaftspflegefamilie und eine besonders friedvolle und harmonische Zeit dort, erinnern. Die Menschen, die sich die ersten vier Monate (zwei Monate im Krankenhaus und zwei Monate zu Hause) so gut um sie gekümmert haben und ohne die sie heute sicher auch eine andere Entwicklung davongetragen hätte. Der Name steht für positive Energie, Gesundheit und die heilende Kraft des Lebens.

  • Emilia, ihr Drittname, ist das Vermächtnis ihrer leiblichen Mutter und soll ihr natürlich ebenfalls erhalten bleiben. Der Name steht für Stärke, Anmut und Entschlossenheit – Eigenschaften, die Malu ohne Zweifel in sich trägt.

So ist die Geschichte vom Namen unserer Tochter nun erzählt und warum es in ihrem besonderen Fall drei Vornamen wurden 🥰.

Die stillen Helden: Irene, Josef und Saskia

Nun zur Geschichte der Menschen, die Malu in ihren ersten Monaten zu der strahlenden Kämpferin gemacht haben, die sie heute ist: ihre Bereitschaftspflegefamilie Irene, Josef und ihre Tochter Saskia. 

Irene, die Zeit ihres Lebens Kinderkrankenschwester war und Josef, pensionierter Polizist, haben schon unzählige Babys in Obhut genommen, die später zu Pflege- oder Adoptiveltern kamen. Normalerweise nehmen sie die Neugeborenen direkt nach der Geburt auf, und die Kleinen bleiben etwa acht Wochen bei ihnen, bevor sie in ihre endgültigen Familien ziehen.

In Malus Fall war es etwas anders. Die ersten acht Wochen verbrachte sie auf der Intensiv- und Frühchenstation des Dritten Ordens – und Irene und Josef waren jeden einzelnen Tag an ihrer Seite. Sie besuchten Malu, lasen ihr Bücher vor, kuschelten mit ihr (sofern es möglich war) und waren vor allem einfach für sie da. JEDEN EINZELNEN TAG. Nach diesen anstrengenden acht Wochen durfte Malu die Klinik verlassen und zu Irene und Josef nach Hause. Dort verbrachte sie weitere acht Wochen und wurde liebevollst umsorgt und aufgepäppelt. In einem Haus mit idyllischem Garten samt Teich, kleinem Wasserfall und Goldfischen – alles war da, um Malu die bestmögliche Fürsorge zu bieten und um Kraft und Energie für ihr weiteres Leben zu tanken. Zusammen mit Saskia, der 27-jährigen Tochter von Irene und Josef, wurde Malu mit Liebe überschüttet. Und das obwohl Pflegemama Irene sich zuvor noch die Hand gebrochen hatte und die ganze Zeit über quasi nur "mit einer Hand" agieren konnte. 

Eine genaue Anzahl der Babys, die sie bisher aufgenommen haben, konnten Irene und Josef uns nicht nennen. Ihre Schätzung? Etwa 50 Babys - in den letzten 25 Jahren! Wow – das sind unfassbare Zahlen! 

Und jedes einzelne dieser Kinder hat durch sie Liebe, Geborgenheit und einen so guten Start ins Leben erfahren, wie es die fürsorglichsten leiblichen Eltern nicht besser machen hätten können.

Aber nicht nur Irene und Josef haben sich hingebungsvoll um Malu gekümmert. Auch Pflegeschwester Saskia hat Malu sofort ins Herz geschlossen. Mit unzähligen Kuschelstunden war sie immer für Malu da, und die beiden haben eine wundervolle Verbindung zueinander aufgebaut. Saskia selbst, heute 27 Jahre alt, war einst auch ein Bereitschaftspflegekind von Irene und Josef. Auch Saskia hatte als extremes Frühchen einen sehr schweren Start ins Leben und hat bis heute mit starken gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, weshalb sich keine Pflegeeltern für sie gefunden haben.

(Hier sei noch kurz erwähnt dass es in der Pflege umgekehrt wie bei der Adoption ist, es gibt ca. 40 Pflegekinder pro Jahr in München und nur 4-5 Pflegeeltern die ein Pflegekind aufnehmen, die restlichen kommen wohl meistens ins Heim 😪. Dazu schreiben wir bestimmt ein anderes Mal noch mehr, wir hatten nämlich tatsächlich auch schon über ein Pflegekind nachgedacht.)

Nach dreieinhalb Jahren in der Obhut von Irene und Josef durfte Saskia nach endlosen Formalitäten dann letztendlich von Irene und Josef adoptiert werden. Wenn man sie heute so sieht, wirkt sie ungemein lebensfroh und meistert ihr Leben sehr gut. 😊

Was uns beiden sehr präsent geworden ist, nachdem wir diese wundervollen Menschen für knapp zwei Wochen fast täglich für mehrere Stunden gesehen haben: Wieder mehr an das Gute im Menschen zu glauben und zu wissen, dass die Welt zumindest an einigen Orten doch noch nicht so kaputt ist, wie es einem Nachrichten & Alltag vormachen. Außerdem (ihr kennt das sicherlich): Manchmal hadert man mit der Welt, kann Ungerechtigkeiten oder persönliche Schicksalsschläge nicht verstehen. Doch all diese Gedanken waren wie weggeblasen, als wir mit eigenen Augen sahen, wie liebevoll sich Irene, Josef und Saskia um Malu kümmerten. Und das alles, obwohl sie wussten, dass sie die Kleine bald wieder abgeben würden – in diesem Fall an uns. Wir haben mit Irene und Josef über diesen Übergabeprozess gesprochen und erfahren, dass es gar nicht so einfach ist, ein Baby nach acht, oder in Malus Fall sogar 16 Wochen, wieder loszulassen. Doch die Freude, die sie empfinden, wenn sie sehen, dass die Babys in fürsorgliche Familien kommen, sei größer, sagten sie uns.

Danke, Irene, Josef und Saskia! Ihr seid unsere Helden – und die Helden der Münchner Babys und ihrer Adoptiveltern!

Wir sind euch nicht nur unendlich dankbar. Ihr habt uns auch gezeigt, was für ein wunderbarer Ort die Welt doch sein kann, voller unglaublich liebevoller, hingebungsvoller und herzensguter Menschen. Ihr macht die Welt auf jeden Fall zu einem besseren Ort!

Apropos Helden...

Wo wir gerade bei Helden sind... ihr erinnert euch noch an das wunderschöne und kostbare Album aus dem letzten Blog Artikel? Das Album, dass die Schwestern der Station 36 im Dritten Orden für Malu und uns in den acht Wochen, in denen Malu auf Station war, angefertigt haben?

Wir haben die Station 36 letzte Woche das erste Mal mit Malu besucht. Die Schwestern haben sich alle sofort an "Emilia Anonym" erinnert und sich wirklich unglaublich gefreut, Malu wieder zu sehen und zu wissen, dass es ihr gut geht und sie gesund ist. Und auch hier sieht man, dass diese Menschen alle WIRKLICH interessiert am Mensch (Frühchen) sind und mit Herz und Seele in ihrem Beruf aufgehen. 

Wir werden jetzt wohl jedes Mal wenn wir in der Kardiologie oder Endokrinologie im Dritten Orden sind, einen kurzen Besuch auf Station 36 machen müssen, damit die anderen Schwestern Malu auch noch wiedersehen können... 😉

Was kommt als Nächstes?

Wir befinden uns soeben und Stand 17.06.2025 mitten im “dritte Kapitel” - ganze vier Wochen ist Malu mittlerweile bei uns zu Hause (und es kommt uns bereits wie vier Monate vor, aber es war tatsächlich der 18.05.2025, an dem sie bei uns eingezogen ist).

Wann und was hier auf der Seite demnächst passiert, bleibt weiterhin spannend.

Ein grundsätzliches Update der Seite war bzw. ist immer noch in Planung - vor allem um den Blog und weitere Beiträge in der Erstellung und Pflege um einiges elternfreundlicher zu gestalten. Und eine Newsletter Funktionalität zur automatischen Benachrichtigung von neuen Beiträgen wollten wir ebenfalls schon längst eingebaut haben. Und inhaltliche Ideen und Stories gäbe es sowieso genug, über die wir schreiben könnten.

Aber ihr kennt es mittlerweile ja: Die Zeit ist unser größter Feind! 😉

Sicher ist jedoch: Es läuft am Ende sowieso anders als geplant. Deshalb lasst euch einfach überraschen, wie und wann es weiter geht. 😛

So gut wie sicher ist jedoch: Der nächste Beitrag wird wieder viele aktuelle Fotos von Malu enthalten.  ☺️

Das Zimmer im Dritten Orden, in dem Malu die ersten zwei Monate ihres Lebens verbrachte.